Hoffen, Gucken, Fluchen – (M)eine Wohnungssuche in Dresden

Von Susan Rautert

Sue und ihre Familie suchen eine neue Wohnung in Dresden. Dabei durchstöbern sie die digitalen und analogen Welten und haben immer wieder Frust und viele Fragen. Für HEY DRESDEN hat Sue ihre Gedanken und Beobachtungen bei ihrer Suche aufgeschrieben.

Teil 1 – Ich begebe mich auf Wohnungssuche – als Digital Na(t)ive

Ich kann nicht mal genau sagen, wann es soweit war. Eines Tages stand fest: wir brauchen eine neue Wohnung. Der Platz reichte nicht mehr aus. Die Lage war zwar ganz nett, doch irgendwie fanden wir immer mehr „Abers“ im trauten Heim. Eine Wohnung in Dresden finden, kein Problem?

Alles wie immer – digital!

Als die Unzufriedenheit über Hand nahm, war es soweit. Die Wohnungssuche wurde eingeläutet. Und weil man heutzutage von der Ananas bis zum Zugluftstopper wirklich nahezu alles im Internet finden kann, haben wir unsere Wohnung halt digital gesucht. Klar, wie sonst. Handy aktiviert, Laptop aufgeklappt – los geht’s!

Die erste Frage lautet: Wo findet man eigentlich die tollen Wohnungen in Dresden?

Und damit ist noch nicht einmal das gewünschte zukünftige Viertel gemeint. Schon bald nach den ersten Recherchen im weltweiten Internet findet man der Angebote viele.
Da gibt es natürlich die obligatorischen großen Immobilienportale, die bei Bedarf jede neue Wohnung vermelden. Rasch ist man angemeldet, die Wunschwohnung zusammen geklickt und der Algorithmus hinter den Abertausenden von Wohnungsanzeigen präsentiert schließlich das Ergebnis. Nach diesem Prinzip funktionieren die großen Anbieter allesamt.

In digitalen Welten nach der neuen Wohnung in Dresden suchen. | Foto: pixabay/Arunkumarrs1993

Doch wie behält man über den scheinbar so überfluteten Wohnungsmarkt den Überblick? Die Antwort heißt: Newsletter! Hat man einmal seine „Traumwohnung“, oder viel mehr so viel Wohnung wie man sich für sein Geld leisten kann und will, zusammen geklickt, braucht es nur noch einen Mausdruck und man erhält regelmäßig passende Angebote.

Auf dem digitalen Gebiet haben wir uns folgende Angebote herangezogen:

Außerdem noch eine kleine feine App, die an Hand des eigenen Standortes Wohnungsangebote auf dem Display anzeigt. Diese konnte man dann Tinder-like wegwischen oder behalten.

Wohnungssuche digital – Viel hilft viel?

Mit so vielen Portalen, die schließlich auch in den hiesigen Massenmedien Werbung für Ihr Angebot machen, kann doch gar nichts schiefgehen! Dachten wir!

Doch es konnte. Erwartungsgemäß überschnitten sich einige Wohnungsangebote und die Flut der neuen Angebote in unserer Mailbox war unbeschreiblich.

Bei dieser großen Zahl der Wohnungsangebote erhielt man so oft Benachrichtigung über DIE NEUE TRAUMWOHNUNG, dass man spätestens bei der dritten Mail mit der gleichen Wohnung nicht mehr wirklich dran geglaubt hat. Die Masse an Mails, Newsletter, etc. war so groß, dass jeder dafür abgemahnt werden würde, würde er das als Papier verschicken.

Aber der Unterschied ist ja: Wir wollten es ja so. Die Angebote SOLLTEN zu uns kommen.

Fass! Wohnungssuchender!

Wie der pawlowsche Hund reagierten wir nun sehr rasch auf die Angebote die da digital reingeflattert kamen – und zurecht.

Auf die Wohnungsangebote lauern wie ein Jagdhund – das bedeutet die digitale Wohnungssuche häufig. Foto: pixabay/Kaz

Denn oft genug war eine Wohnung die mittags noch zur Vermietung stand bereits abends mit Besichtigungsterminen derart ausgebucht, dass es schon statistisch unmöglich war, diese Wohnung auch nur in Augenschein zu nehmen.

Kurzum: die digitale Suche hatte uns, sehr eng, an der Wohnungssuchleine.

Hatten wir dann dank oder trotz des digitalen Aussiebprozesses ein echt attraktives Angebot für eine Wohnung im digitalen Postfach, hieß es schnell reagieren. Bald hatten wir einen vorgefertigten Text auf dem Desktop oder dem Handyspeicher liegen, um via copy-and-paste mit den nötigen Anpassungen den Anfragetext schnellstmöglich versenden zu können – damit wir die begehrte Wohnung wenigstens betreten dürfen.

Es hieß zugreifen, wenn sich ein gutes Angebot ergibt. Und das wollten wir auf keinen Fall verpassen.

Bäumchen wechsel dich auf dem digitalen Markt

Frustrierend war zu beobachten, dass sich manche digitalen Angebote im Handling einfach zu kompliziert präsentierten. Wie soll man, zwischen all den schnellen mundgerechten Happen, noch Zeit und Muse haben, komplizierte, unschön formatierte Newsletter hiesiger Zeitschriften studieren? Angebote wie diese haben wir konsequent aussortiert, denn die Fülle der Angebote bei den Mitbewerbern war deutlich höher und die Präsentation verlockender.

Und sonst? Manches Wohnungsangebot tauchte während unserer Suchperiode wieder und wieder in verschiedenen Portalen auf. Nicht unbedingt eine vertrauensbildende Maßnahme – auch wenn freilich auch vier Mal Interessenten abgesprungen sein können. Dennoch haben wir uns von derlei Angeboten ferngehalten.

Natürlich ist die digitale Suche eine verlockende Variante – doch sie ist durch den derzeitigen Vermietermarkt nicht unbedingt Suchendenfreundlich, weil man immer parat stehen muss um am Ende den einen Glücksmoment der Wohnung zu erreichen.

Außerdem waren wir schier geschockt über die Mietpreisentwicklung. Hatten wir mit der alten Wohnung noch Glück, würde die neue wohl teurer werden müssen, es sei denn wir bevorzugen einen Hühnerstall als baldiges Domizil. Oft machte es tatsächlich den Anschein als ob Preis und Miete wild zusammengewürfelt wurden, so horrend sind vor allem die Neubaupreise.

Ähnliche Erfahrungen machte die Autorin dieser Dokumentation, welche die aktuelle Situation der Mieter ziemlich gut illustriert:

Diese Doku zeigt, wie schwierig die Wohnungssuche in deutschen Großstädten geworden ist. (Quelle: ZDF mediathek)

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