Wilsdruff – die kleine Stadt mit dem großen Sendemast

Von Matthias Neidhardt

Autofahrer kennen die Stadt Wilsdruff wahrscheinlich hauptsächlich wegen dem riesigen Sendemast nahe der A4, einige wenige wegen der Autobahnkirche. Doch in Wilsdruff nahe Dresden gibt es tatsächlich noch mehr zu sehen.

Denn auch wenn man es der kleinen Stadt nicht auf den ersten Blick ansieht, so bietet sie doch das ein oder andere überraschende Superlativ und lohnt zumindest für einen kleinen Abstecher. Prima kombinieren lässt sich der Besuch der Kleinstadt mit einem Ausflug in den Tharandter Wald.

Das Stadtzentrum mit Nikolaikirche

Rathaus in Wilsdruff

Rathaus in Wilsdruff

Das Stadtzentrum ist gut erhalten, bzw. wurde wieder umfangreich restauriert. Sehenswert hier sind das Rathaus, in dessen Turm sich das erste Turmglasglockenspiel der Welt befindet. Vor dem Rathaus auf dem Marktplatz finden wir zudem eine rekonstruierte kursächsische Postdistanzsäule mit Originalwappenstück von 1730. Wenige Meter weiter steht die Nikolaikirche. Die baulich sehenswerte Kirche entstammt dem 13. Jahrhundert, wurde im Laufe der zeit aber mehrfach auf- und umgebaut. Die Kirche prägt seit dem Mittelalter das Stadtbild Wilsdruffs entscheidend mit.

postdistanzsaeule-wilsdruff2

Postdistanzsäule in Wilsdruff

Hinter der Kirche befindet sich das Schloss Wilsdruff, dass heute aber nicht mehr zu besichtigen ist und als Wohnschloss dient.

Ebenfalls im Zentrum befindet sich das Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff, welches die Stadtgeschichte aufarbeitet und auf wichtige Entwicklungen in der Stadtgeschichte zurückblickt.
Schwerpunkte sind zudem die Schlacht bei Kesselsdorf 1745, eine Ausstellung zur Möbelstadt Wilsdruff. Wilsdruff erlebte vor dem Ersten Weltkrieg seine Blütezeit als Möbelstadt.

 


Funktionstüchtige Dampfmaschinen

In zwei Firmen auf der Fabrikstraße 1 und 2 befinden sich zudem vier funktionstüchtige Dampfmaschinen. Eine davon ist stationär, eine weitere eine sogenannte fahrbare ‚Lokomobile‘. Lokomobile hatten Räder, fuhren aber nicht selbsständig sondern mussten gezogen werden.

Zweitgrößter Schmalspurbahnhof Europas

Das sächsische Schmalspurbahnnetz gilt seit jeher als das umfangreichste und größte in Europa, wenn nicht sogar auf der Welt. Wen wundert es also, dass dann hier in Sachsen auch irgendwo entsprechend große Schmalspurbahnhöfe stehen müssten. Wenn du jetzt aber denkst, dich erwartet ein Bahnhof à la Leipzig oder Dresden, dann muss ich dich enttäuschen. Dennoch ist der Bahnhof in Wilsdruff, mit seiner heutigen Nutzung als Vereinshaus mit Schmalspurbahn- und Feuerwehrmuseum für Schmalspurverhältnisse ganz schön groß und zählt als rekonstruierter, zweitgrößter Schmalspurbahnhof Europas. Das Wilsdruffer Schmalspurbahnnetz, dass von hier aus betrieben wurde, umfasste die Strecken der Schmalspurbahn Freital-Potschappel–Nossen und der hier abzweigenden Schmalspurbahn Wilsdruff–Gärtitz.

Sind sonst eher ein oder zwei Bahnsteige für derartige Schmalspurbahnhöfe die Regel, hatte der Bahnhof hier zur Betriebseinstellungsieben Gleise, von denen vier als Bahnsteiggleise für den Personenverkehr benutzt wurden.

Die Autobahnkirche/ Jakobikirche

Autobahnkirche / Jakobikirche Wilsdruff

Autobahnkirche / Jakobikirche Wilsdruff

Etwas oberhalb des Stadtzentrums auf einer Anhöhe liegt mit der Jakobikirche eine der ältesten in ihrer ursprünglichen Gestalt erhaltenen Dorfkirchen im sächsischen Raum. Das Kirchenschiff ist in sofern sehenswert, dass es mit seinen Wandmalereien und Holztäfelungen einen ganz eigenen Charakter hat. Seit 2005 ist die Kirche eine ökumenische Autobahnkirche.

Autobahnkirche / Jakobikirche Wilsdruff

Autobahnkirche / Jakobikirche Wilsdruff

In der Kirche befindet sich zudem eine der ältesten Glocken Sachsens mit Ritzzeichnungen. Zusammen mit einer weiteren Glocke, die sich heute in der Kirche des Ortsteiles Limbach befindet, bildete die Glocke ein Geläut, das bereits 1447 entstand.

Der Wilsdruffer Funkturm

Als abschließende Sehenswürdigkeit bleibt noch der Funkturm in Nähe der A4 zu erwähnen. Als Sender Wilsdruff wurde der Funkturm zur Verbreitung des Rundfunksenders mdr info auf Mittelwelle von 1954 bis 2013 betrieben. Mit seiner Höhe von 153m ist er zum einen nur schwer zu übersehen und dürfte mit als einer der zehn höchsten Bauwerke Sachsens gelten.

Das Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff widmet dem Funkturm Wilsdruff einen besonderen Ausstellungsraum. Zudem ist der Sender zum „Tag des offenen Denkmals“ zur Besichtigung geöffnet. Regulär ist das Gelände nicht frei zugänglich.

Ausflugsziele in der Nähe

Neben der sächsischen Landeshauptstadt Dresden und der Porzellanstadt Meißen befindet sich der Tharandter Wald in der Nähe Wilsdruffs.

Die Kommentarfunktion wurde geschlossen.