Es lebe die Freiheit – Von einem der auszog, endlich ankommen zu dürfen

Von Redaktion

Es ist Frühjahr 1968 in den Vereinigten Staaten von Amerika. Seit fünf Jahren lebt Herr Bansi in den USA. Als Flüchtling. Aus Südafrika geflohen. Ohne seine Frau, seine Familie. Und als ob Herr Bansi nicht schon genug erleiden musste, geht es nun auch in den USA um seine Existenz. Als Flüchtling bist Du immer kurz davor, rausgeworfen zu werden. Weil Du der Gesellschaft nicht nützt. Weil es andere gibt, denen es scheinbar noch schlechter geht. Und weil Du immer die Hoffnung hast, doch bleiben zu dürfen. Deswegen ordnest Du Dich unter. Aus Angst. Aus Hoffnung. Aus Frust.

„Herr Bansi ist tot“ erzählt die Geschichte eines Mannes, der genau das erlebt. Der während der aufständischen Zeit in Südafrika alles hinter sich gelassen hat um in den Vereinigten Staaten ein neues Leben aufzubauen. Nun sitzt er dort. In der Hoffnung, seine Frau irgendwann nachholen zu dürfen. Weil er seinen Lebensunterhalt allein finanzieren kann. Doch da ist immer auch das Buch. Das Buch, das er täglich mit sich führt. Das genau beschreibt, was er tun darf und was er zu lassen hat. In dem seine Fingerabdrücke abgelegt sind. Das Buch, das über sein Schicksal entscheidet.

Die Gemeinschaftsproduktion von Bühnenvolk Bautzen und dem Spielbrett Dresden hat sich mit „Herr Bansi ist tot“ an ein aktuelles Thema gewagt, auch wenn die Uraufführung des Stückes bereits
im Oktober 1972 in Südafrika über die Bühne ging. René Jäger und Thomas Klesse spielen die insgesamt drei Charaktere mutig, mit Witz, emotional und mit viel Tiefgang. Jäger in der Rolle des Fotografen Styles, der erzählt, wie das so ist, wenn die Menschen in sein kleines Atelier kommen, das er sich mit eigenen Händen erarbeitet hat. Der Herrn Bansi dazu ermutigt, ebenso mutig zu sein. Zumindest erst einmal dann, wenn er, Styles, den Herrn Bansi fotografiert. Denn der möchte nichts sehnlicher, als nur ein Bild. Das will er an seine Frau in Südafrika schicken. Will ihr Hoffnung machen, dass alles gut wird. Irgendwann.

Sizwe Bansi ist ein Flüchtling, dem sich irgendwann die Chance bietet, aus dem Tod eines anderen etwas zu machen. Sein eigenes Leben auf neue Pfeiler zu stellen. Auch wenn er dafür buchstäblich
über Leichen gehen muss. Thomas Klesse ist mit jeder Faser anzumerken, wie sehr ihn das Schicksal seines Protagonisten berührt. Er schreit, er weint. Er hofft. Er fällt. Aber er steht immer wieder auf. Weil da immer seine Frau ist. Für die er weiterleben muss.

Regisseur Michael Linke setzt auf Schauspielkunst statt auf Effekthascherei. Es braucht nicht viel, um die Charaktere lebendig werden zu lassen. Kein opulentes Bühnenbild. Es reichen ein Tisch, zwei Stühle und ein paar Requisiten. Dazu Marko Rosploch an den Percussions, der stets passend und niemals zu laut die Handlung auf der Bühne unterstützt.

In einer durchzechten Nacht öffnet sich für Herrn Bansi eine neue Tür. Durch die er mit Widerstand und Angst, letztendlich aber mit viel Hoffnung geht. Eine neue Identität soll ihm helfen, seinen Traum zu leben. Für ihn. Für seine Frau. Herr Bansi ist tot. Es lebe die Freiheit.

Infos zum Stück:

Herr Bansi ist tot
Ein Stück über Identität, Stolz und Hoffnung

von Athol Fugard, John Kani und Winston Ntshona
im Theaterhaus Rudi, Fechnerstraße 2a, Dresden

Nächste Vorstellungen:
28. September 2017, 20 Uhr
29. September 2017, 20 Uhr
25. November 2017, 20 Uhr
26. November 2017, 19 Uhr

Karten und weitere Informationen unter www.theaterhaus-rudi.de

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