Fasten – Tief in den Kasten geschaut

Vier Flaschen Wasser am Tag plus diverse Tassen Tee ist mein tägliches Pensum. | Foto: Christian Held
Vier Flaschen Wasser am Tag plus diverse Tassen Tee ist mein tägliches Pensum. | Foto: Christian Held
Von Redaktion

André, Roger und ich haben uns ein Ziel gesetzt: Wir wollen die nächsten 14 Tage Fasten. Und zwar um genau zu sein, wir wollen Heilfasten. Das bedeutet wir werden außer Wasser nichts zu uns nehmen. Und hier werde ich davon berichten.

Roger, Christian und André - Drei Freunde, die für sich das Heilfasten ausprobieren wollen. | Foto: Christian Held

Roger, Christian und André – Drei Freunde, die für sich das Heilfasten ausprobieren wollen. | Foto: Christian Held

Teil 3 – Der Kopf spielt verrückt.

Nach einer mittelschweren Krise und einem großen Becher warmen Tee mit Honig steigt der Blutzuckerspiegel und meine Stimmung wieder. Ich beschließe André anzurufen. Wir sprechen über den Tag und wie er für uns lief. Ich beginne zu begreifen, dass wir alle irgendwie die gleichen Probleme haben, nur wie wir damit umgehen ist der feine Unterschied. Deswegen ist André heute am Abend des 7. Tages mein Held.

Tag 8 – Eine ruhiger Start in die Woche

Ich habe mir für die nächsten 3 Tage frei genommen. Ein wenig mehr Ruhe wird mir bestimmt gut tun. Ich hatte in der Nacht einen so klaren Traum wie schon sehr lange nicht mehr. Ich stand auf einer langen Straße mit zwei Kästen Wasser in den Händen. Mir ist heiß, es gibt keinen Schattenplatz und die Sonne brennt. Ich muss die Kästen abstellen um zu trinken. Und als ich weiter gehen möchte bekomme ich die Kästen nicht mehr hoch. So sehr ich mich auch bemühe, ich komme nicht von der Stelle. SCHRECKLICH! Am Morgen gibt es Frühstück, also meine zwei essen und ich habe meine Tasse Tee vor mir stehen. Dann bringe ich meinen Sohn in die KITA und treffe mich mit André und Roger, der uns von seinem ersten Mahl erzählt. Er begann mit einer Banane, für die er eine Viertelstunde brauchte, um sie zu essen. Er ist entspannt und sehr glücklich über die Entscheidung, die er am Vortag getroffen hatte. Roger erzählt, dass er zu schnell zu viel abgenommen hat und das es Ihm nicht gut tat. Da ich zu Hause keine Waage besitze bin ich jetzt neugierig. Gestartet mit 79kg habe ich acht Tage später 8kg weniger auf der Waage. Ich bin erstaunt, zumal ich bis jetzt keinen Gedanken an das Gewicht verschwendet hatte.

Selbstbildnis am Morgen. | Foto: Christian Held

Selbstbildnis am Morgen. | Foto: Christian Held

Tag 9 – Zweifel

Immer noch dauert es bis weit in den Tag hinein bis ich Energie habe. Ist das noch gesund? Gut ich bin kein Morgenmensch und okay, ich trinke jetzt seit 9 Tagen nur Wasser! Also wo soll die Energie her kommen? Aber ist es das wert? Nur um sagen zu können, ich habe 14 Tage lang gefastet? Ich könnte endlich wieder essen und nicht nur riechen wie es schmeckt. Wenn ich also am Mittwoch meinen letzten Fastentag habe, würde ich genügend Ruhe haben um wieder die ersten Dinge zu essen bevor ich wieder arbeiten gehe. Ich stelle mir vor, wie gut die Sachen schmecken werden. Dann denke ich wieder, dass es alles nur eine Frage der Disziplin ist. Man was soll das bloß! Lenke dich ab Christian! Ich muss raus an die frische Luft. Es ist ein so schöner Tag und bei frischer Luft und Sonne drehe ich meine Runden durch den Großen Garten. Jetzt geht es mir wieder gut, das habe ich gebraucht!

Tag 10 – Ich höre auf!

Gesten Abend lag ich noch lange wach und habe hin und her überlegt. Auch ich werde mein Fasten vorzeitig brechen. Es ist eine Entscheidung mit der ich zufrieden bin. Nachdem ich es meiner Freundin verkünde sagt sie, dass sie es gut findet wenn ich bald morgens nicht mehr so zickig bin. „Hmm Hunger macht eben zickig“ sage ich und lächle. Später treffe ich mich mit Roger und André, die beiden wollen mir heute ein paar Fragen beantworten. Als ich verkünde, dass auch ich ab morgen wieder esse sagt André. „Männer, ich finde wir können stolz sein, dass wir das zusammen gemacht haben!“ Recht hat er! Das war eine wirklich gute Erfahrung gewesen.

Tag 11 – ein absoluter Hochgenuss

Ich bin der erste der wach ist und bereite unser erstes gemeinsames Frühstück seit 11 Tagen vor. Gestern Abend im Bett habe ich das Internet befragt, mit was ich wohl am besten starte. Ich habe lange und auf vielen verschiedenen Seiten gelesen. Ich fange heute Morgen mit einem geraspelten Apfel mit Naturjogurt, Rosinen und Wallnussraspel und einem kleinen Löffel Honig an. Schon bei der Zubereitung läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Ich muss mich zusammenreißen nicht jetzt schon zu essen. Aber erst geht es ins Bad und dann die anderen wecken. Das dämpft auch etwas die Gier auf das Essen. Ich will mich zusammenreißen, den Genuss in den Vordergrund stellen und langsam essen auch wenn mir das bisher immer schwer fiel.

Nachdem wir endlich alle am Tisch sitzen, nehme ich den ersten Löffel voll Apfel in den Mund. Und BÄHM, es ist der Oberhammer! Geschmacksexplosion der Superlative. Ich kann alles so intensiv schmecken und mit jedem mal mehr kauen kommt wieder etwas Neues dazu. Schon alleine dafür hat es sich wirklich gelohnt. Ich schaffe nicht mal den ganzen Apfel, bin so satt und könnte auf der Stelle zufrieden Einschlafen. Das liebe Leute ist echt pornös.

Das erste Ma(h)l, essen wie ein Edelmann. | Foto: Christian Held

Das erste Ma(h)l, essen wie ein Edelmann. | Foto: Christian Held

Was bleibt. Ich ziehe ein Fazit.

Im Hinblick auf die zurückliegenden Osterfeiertage muss ich sagen – J.C., alter Buddy, ich habe großen Respekt davor, dass du das Ganze 40 Tage durchlebt hast. Alles auch noch in der Wüste und mit ständigen schlechten Einflüssen. Das war bestimmt nicht einfach.

Ich für meinen Teil muss sagen, dass es eine sehr intensive Erfahrung war, die ich in der Form nicht wiederholen werde. Das Problem bestand nicht im körperlich / gesundheitlichen. Nein, es war der Kopf. Ich habe es schlicht unterschätzt, was Fasten für einen Menschen bedeutet. Ich hätte und das werde ich beim nächsten Mal anders machen, mir einfach mehr Ruhe und Vorbereitung gönnen sollen. Denn das habe ich verstanden, Fasten heißt zur Ruhe kommen, um körperlich und geistig Kraft schöpfen zu können.

Was nehme ich außer dieser Erkenntnis mit?
Mein Körper kann durchaus ohne essen auskommen ohne das es mir schlecht dabei geht. Ich fühle mich, seitdem ich wieder esse, kraftvoller denn je. Man könnte sagen meine Akkus sind wieder voll. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass mein Immunsystem gestärkt aus dem Fasten hervorgeht. Also das positive überwiegt, würde ich sagen. Aber fasten sollte reiflich überlegt sein.

Mein Interview mit André und Roger

Christian: Wie kam es dazu fasten zu wollen?

André: Das geht doch schon einige Monate zurück. Ich weiß, dass Fasten eine spirituelle Komponente hat und das es auch körperlich sehr wichtig sein kann. Vor ungefähr einem viertel Jahr hatte ich eine Entzündung im Körper und diese ließ sich durch Medikamente nicht stoppen. Und durch einen Arzt gab es dann den Impuls es doch stattdessen mal mit Heilfasten zu probieren und damit hat er bei mir eine offene Tür eingerannt. Die geistige Komponente ist für mich zu verstehen auf welche Art und Weise Gottes Liebe in dieser Welt sichtbar werden kann.

Roger: (Er lacht und reibt sich mit der Hand durchs Gesicht.) Das war eine eher spontane Entscheidung, ohne wirklich zu wissen worauf ich mich da einlasse.

Welche Tage waren für Dich die schwersten und warum?

André: Ich kann keinen einzelnen Tag heraus ziehen, ich denke gerade die ersten 3 Tage sind für mich Persönlich die größte Herausforderung gewesen. Dass ich mich von bestimmten Dingen lösen musste, die auch Suchtpotenzial haben, wie zum Beispiel Zucker, Kaffee oder Fette, das fiel mir schon nicht leicht.

Roger: Ich glaube der 2. Tag war für mich der schwerste, weil ich da sehr häufig Hunger hatte, und der 6. Tag, weil ich da gemerkt habe, dass es für mich keinen Sinn macht mit dem Fasten weiter zu machen.

Was hat sich bei Dir verändert?

André: Ich bin auf jeden Fall, und das sagt mir jeder, viel schlanker geworden…lacht. Ich fühle mich sehr viel beweglicher und auch fitter. Meine Tagesstruktur hat sich verändert. Mein Bewusstsein zu dem was ich jetzt verändern möchte, im Bereich der Ernährung und im Bereich des Tagesablaufs zum Beispiel, ist während des Fastens gereift. Ich möchte gerne die alten, die destruktiven Muster, durchbrechen.

Roger: Ich glaube ich bin ein bisschen mehr bei mir. Ich lege gerade mehr Wert auf die Nahrungszubereitung, ich habe das vorher Unterbewusst wahrscheinlich immer ein wenig als Zeitverschwendung betrachtet. Ich hoffe sehr, dass ich die Nahrungsaufnahme so bewusst und langsam wie derzeit beibehalten kann. Meine Empfindungen für bestimmte Geschmäcker haben sich auf jeden Fall im Vergleich zu vorher sehr verbessert. Ich möchte mir den bewussten Umgang mit dem was uns im Alltag so zur Verfügung steht gern beibehalten.

Also fasse ich es noch einmal zusammen. Fasten kann, egal wie lange ihr es durchhaltet, ein echter Zugewinn für Euch sein. Ihr solltet auf jeden Fall mal darüber nachdenken!

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